Beratung akuter Krisen am teuersten
Die Stundensätze im Öffentlichen Recht und im Regulierungsrecht steigen kontinuierlich, im Vertriebs- und Außenhandelsrecht sogar sprunghaft. Insgesamt bleibt die Teuerung aber trotz Inflation maßvoll. Das ergibt die aktuelle Inhouse-Umfrage von JUVE.
Die Beratungsgebiete mit den höchsten Stundensätzen sind weiterhin diejenigen, die Unternehmen in Krisensituationen nachfragen: Für Wirtschaftsstrafrecht, Compliance und Konfliktlösung zahlen Mandanten schon seit einigen Jahren Höchstsätze. Der Verfolgungsdruck von Behörden, zunehmende Regulierung und eine wachsende Sensibilität der Öffentlichkeit bei Rechtsverstößen führen dazu, dass sich Unternehmen noch stärker präventiv beraten lassen.
Fünf-Jahres-Vergleich der Stundensätze
Dass sich unter den Spitzenreitern in diesem Jahr auch das Bank- und Finanzrecht sowie Restrukturierung und Sanierung finden, zeigt, wie sehr auch mittelgroße Kanzleien und ihre mittelständischen Mandanten mit der Bewältigung wirtschaftlicher Krisenszenarien befasst sind.
Aber auch im Mittelfeld schlagen sich aktuelle Entwicklungen in den Preisen externer Rechtsberater nieder: Gestörte Lieferketten, existenzbedrohende Preissteigerungen und Sanktionen bieten gerade in exportgetriebenen mittelständischen Betrieben und bei Zulieferern großen Anlass zur Sorge.
Als Folge zogen die Stundensätze für die Beratung zu Vertrieb und Außenhandel deutlich an. Die Honorare in diesem Bereich legten um 8,5 Prozent so stark zu, wie es zuletzt vor ein paar Jahren im Zuge der DSGVO-Umsetzung für den Bereich Datenschutz zu beobachten war.
Noch reichen die durchschnittlich 337 Euro (im Vorjahr waren es noch 311 Euro) aber bei Weitem nicht an die absoluten Spitzenreiter heran. Zu diesen gehörte in den vergangenen Jahren oft das Kartellrecht. 2018 lagen hier die durchschnittlichen Honorare bei über 400 Euro. Zuletzt lag landete das Rechtsgebiet mit 362 Euro dagegen wieder im Mittelfeld. Das könnte eine Folge dessen sein, dass das Bundeskartellamt während der Pandemie die Verfolgung von Kartellverstößen und die entsprechenden Durchsuchungen deutlich zurückgefahren hatte. Doch es ist nicht anzunehmen, dass die Ruhe von Dauer ist. Schon 2022 gab es wieder mehr Einsätze und Sektoruntersuchungen.
Der Blick auf die Zahlen zeigt nicht nur das Verhältnis der Stundensätze einzelner Beratungsbereiche untereinander, er vermittelt auch eine weitere Erkenntnis: Trotz Inflation sind die Stundensätze mit durchschnittlich 1,8 Prozent nur maßvoll gestiegen. Über 400 Euro pro Stunde ruft nur noch das Wirtschaftsstrafrecht auf. (Antje Neumann)